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Sonntag, 24. September 2017

Warum die Biotonne so gut für die Umwelt ist

Was passiert eigentlich mit den Abfällen aus unserer Biotonne?! 
by Alternulltiv
Im April hatte ich das Glück eine Biogasanlage unter die 
Lupe zu nehmen. 
Genauer gesagt war ich auf der Vergärungsanlage in Uelzen.


Dort hat mir der nette Christoph alles ganz genau erklären und zeigen können. Und gestunken hat es dort so gut wie gar nicht.

Was die meisten Menschen nicht wissen ist, dass der anfallende Abfall in einem normalen Haushalt zu 2/3 aus Bioabfällen besteht. Wenn dieser anfängt zu gären, entsteht Methangas, welches dann 25-mal "schlimmer" ist, als CO2. Aus dem Methangas kann allerdings mit einer guten Anlagentechnik, neue Energie gewonnen werden. Das Gas, welches auf so einer Anlage entsteht, wird dann ins Gasversorgungsnetz mit eingespeist oder vor Ort in einem kleinen Kraftwerk (BHKW) für die Erzeugung von Strom und Wärme genutzt.

by Herhof

Aber fangen wir am Anfang an:
Was passiert als erstes, wenn der Biomüll auf so einer Anlage ankommt!?
Entweder wird der Abfall direkt aufbereitet, also von Stör- und Schadstoffen befreit, oder wie auf der Anlage in Uelzen und der Anlagentechnik von der Firma Herhof, in einer Halle vorgelagert und dann mit einem Radlader in eine Trockenvergärungsbox umgeladen. Eine solche Box könnt ihr euch wie eine riesige Garage für LKWs vorstellen: Sie ist in etwa 25-30m lang, 4-5m breit und 4-5m hoch. Während dem Beladen sieht das dann so aus (siehe Bild auf der linken Seite).

Sobald der Radlader die Box von hinten bis vorne vollgefüllt hat, wird sie mit einem großen Stahltor, welches mithilfe von Hydraulik automatisch in die Torzarge gefahren wird, gasdicht verschlossen. Das die Box gasdicht ist, ist wichtig, weil ab jetzt in der Box die Vergärung gestartet wird. Dafür wird ein Prozesswasser aus einem Speicher über ein Düsensystem an der Decke in die Boxen versprüht. Das Wasser sickert nun durch den Biomüll, wird in einem Sammelschacht aufgefangen und dem Prozesswasserspeicher wieder zugeführt. Das Prozesswasser bringt dem Bioabfall die wichtigen Mikroorganismen und Wärme für den Biogasprozess. Im Bioabfallhaufen entstehen so die richtigen Umgebungsbedingungen, sodass die „kleinen Helfer“, die Mikroorganismen die Energie aus den Apfel-, Kartoffel-, Brot-, Garten- und Rasenschnittresten in Methangas umwandeln. Eine Abfallcharge bleibt ca. für 3 Wochen in einer Fermenterbox. Das Methangas wird über Rohrleitungen zu einem Gasspeicher geführt und dort für die Verbrennung im kleinen Kraftwerk zwischengespeichert. Das Blockheizkraftwerk erzeugt Wärme für die Bioabfallbehandlungsanlage selbst, aber auch noch genug um die naheliegenden Betriebsgebäude und die Kläranlage zu versorgen. Gleichzeitig wird auch Strom erzeugt und in das Stromnetz eingespeist. Es können damit umgerechnet ca. 600 Haushalte für ein Jahr versorgt werden.
Nach den 3 Wochen wird der sogenannte „Gärrest“ wieder mit dem Radlader aus der Box entladen und dann anschließend über mehrere Wochen kompostiert und hygienisiert. Über eine abschließende Siebung werden noch die Störstoffe, wie Plastiktüten, entfernt.
Der entstandene Kompost kann dann sowohl für die Landwirtschaft, als auch für den privaten Gebrauch genutzt werden.
Durch so eine Bioabfallbehandlungsanlage gibt es die Möglichkeit auf einen Nährstoffkreislauf und eine Energiegewinnung. Landen die feuchten organischen Abfälle aus Küche und Garten in der Restmülltonne, kann in der Regel nur ein Teil der Energie zurückgewonnen werden, weil der Abfall oft nur verbrannt wird. Und Wasser nunmal schlecht brennt. Die Nährstoffe, die auf einer Bioabfallanlage über den Kompost, also dem natürlichen Dünger wieder in den Kreislauf zurückgebracht werden, sind mit ein Hauptgrund, warum wir zu Hause unseren Müll trennen.

Natürlich werden alle aussortierten, nicht-organischen Dinge aus dem Müll sortiert und fachgerecht entsorgt. Allerdings haben wir in Deutschland eines der besten Recyclingsysteme überhaupt und wenn man noch nicht komplett auf Verpackungsmüll verzichten kann ist es daher umso wichtiger, dass wir unseren Müll auch wirklich gut trennen.
Wenn man nämlich selber mal auf so einer Anlage war, zweifelt man leider nur noch sehr viel mehr an der Menschheit. Man macht sich kein Bild davon, was alles im Biomüll landet.
Ich habe wirklich zu oft mit dem Kopf schütteln müssen...
Aber seht selber:
by Alternulltiv


Ich konnte tatsächlich Dinge wie, Tüten, Dosen, einen Staubsaugerfuss, einen Fussball und eine Kaffeemaschine entdecken... Was soll man dazu noch sagen?!
Natürlich ist das ganz System viel komplexer und Christoph hat sich an dem Tag so unglaublich viel Zeit genommen und mir alles haargenau erklärt. Es war wirklich sehr spannend. Und ich möchte an dieser Stelle nochmals Danke sagen.
Ich hoffe, Ihr habt dennoch einen kleinen Eindruck bekommen können wie wichtig und gut es ist die Biotonne zu haben und zu nutzen.

Auch wenn wir auf unseren Workshops und Vorträgen immer wieder hören, dass einige Vermieter noch keine Biotonne für das Haus angeschafft haben. Aber: seit 2015 besteht eine Sortierpflicht und somit muss eine Biotonne vorhanden sein. Wer die immer noch nicht hat, sollte seinen Vermieter informieren und um eine Tonne bitten. (Hat bei uns auch funktioniert.) Außerdem ist ein gutes Argument, dass die grüne Biotonne rund 80% weniger kostet, als die graue Hausmülltonne.

Wichtig ist es dann noch zu wissen, was alles rein darf und was nicht… Infomieren könnt ihr euch dazu beim Entsorgungsbetrieb in eurer Region. Bei uns in Hamburg zum Beispiel auf der Webseite der StadtreinigungHamburg.

Hier ein Überblick:
Was darf alles in die Biotonne:

- Küchenabfälle, wie: Obst-, Gemüse- und Essensreste, Kaffeefilter und Kaffeesatz, Teebeutel und Teesatz, Milchprodukte (OHNE Verpackung), Brot, Brötchen, Eierschalen, kleine Mengen Kleintierstreu aus Holzspänen, Stroh und Heu

- Gartenabfälle, wie: Blumen, Blumenerde und Gartenabfälle jeglicher Art, Gras-, Strauch- und Baumschnitt, Laub, Wildkräuter, Pflanzenreste, Schnittblumen, Topfpflanzen mit Ballen

- Sonstiges: Haare, Federn, Sägespäne und kleine Mengen Zeitungspapier.

Was darf NICHT in die Biotonne:

- Müllbeutel und Plastiktüten
- Katzenstreu
- Kehricht und Staubsaugerbeutel
- Windeln
- Zigaretten und Asche
- Glas und Keramik
- Verpackungen
- Textilien
- Zeitschriften und Bücher
- Elektrogeräte
- Spielzeug

Außerdem sollte man auch keine "kompostierbaren" Kunststoffbeutel verwenden, denn diese verrotten leider nur schlecht bis gar nicht.
Besorgt Euch lieber die Papiertüten, sammelt Euren Abfall in einer Schale bevor er in die Tonne geht, oder bastelt euch doch mal kleine Mülltüten selber, falls Ihr nicht so viel Platz in der Küche habt?!

Solltet Ihr noch Fragen zu dem Thema haben, schreibt uns gern eine Email.
Wir freuen uns immer, von Euch zu lesen ;-)

Sollte Interesse an einer Besichtigung oder Fragen bestehen, kann man sich gerne beim Anlagenhersteller, der Herhof GmbH, oder beim Betreiber in Uelzen melden:

Herhof GmbH
Telefon: 06442 / 207 - 0
E-Mail: info@herhof.de
Webseite: www.herhof.com

Entsorgungszentrum Borg
Deponiestr. 10
29571 Rosche
Telefon: 0581/ 82 - 881
by Alternulltiv

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